Richter Juan Merchan.
Juan Merchan leitet den ersten Strafprozess gegen einen Ex-US-Präsidenten.
AP/Seth Wenig

In der Gedankenwelt von Donald Trump ist mehr als klar: "Er hasst mich." Gleichzeitig beschimpft er Juan Merchan mal als korrupt, betrügerisch oder gar rassistisch, was besonders einfallsreich ist, bedenkt man, dass der Richter im Gegensatz zu Trump Migrationshintergrund hat.

Man kann davon ausgehen, dass die Nettigkeiten vonseiten des Republikaners zunehmen werden. Denn Merchan leitet den vor einer Woche gestarteten Strafprozess gegen Trump, den ersten gegen einen ehemaligen US-Präsidenten. Am Montag, so der Plan, soll er mit den Eröffnungsplädoyers in die heiße Phase gehen.

Trump wird unter anderem Fälschung von Geschäftsunterlagen vorgeworfen, im Kern geht es um Schweigegeldzahlungen an Pornostar Stormy Daniels. Per Losverfahren ist Merchan das Verfahren zugewiesen worden, was gleichbedeutend war mit einem Wiedersehen vor Gericht. Bereits 2022 hat er Trumps Mischkonzern wegen Steuerbetrugs verurteilt.

Langjährige Erfahrung

Der 62-jährige Merchan hat viel Erfahrung als Richter vorzuweisen, das war lange nicht absehbar. In Kolumbien als jüngstes von sechs Kindern geboren, zog seine Familie nach New York, als er sechs Jahre alt war. Er wuchs wie Trump in Queens auf, allerdings unter ganz anderen, nämlich sehr bescheidenen Verhältnissen.

Juan Merchan war der Erste in seiner Familie, der aufs College ging. 1994 startete er in Manhattan seine Karriere als Staatsanwalt, bis er 2006 zum Richter ernannt wurde.

Seit klar ist, dass er erneut über Trump richten wird, ist er steten Verbalattacken ausgesetzt. Doch auch Frau und Tochter haben einiges abbekommen: Sie seien "Trump-Hasserinnen", da sie sich bei den Demokraten engagieren.

Maulkorb für Trump

Anfang April erweiterte Merchan einen schon bestehenden Maulkorb: Trump sind damit nicht nur verbale Angriffe auf Zeugen und Geschworene verboten, sondern auch auf Gerichtsmitarbeiter und ihre Verwandten.

Nur Staatsanwalt Alvin Bragg und Merchan selbst sind davon ausgenommen. Dass der Richter das aushält, davon ist auszugehen. Wegbegleiter beschreiben ihn als fair und zäh zugleich, als streng, wenn jemand sich an juristischen Spielchen versucht. Nicht verwunderlich also, dass Trumps Seite im Vorfeld mehrmals versucht hatte, ihn wegen Befangenheit abberufen zu lassen – ohne Erfolg. Und so bleibt es, wie eine Gerichtskollegin der New York Times sagte, "Merchans Show". (Kim Son Hoang, 22.4.2024)