Julia Mayer 41. Vienna City Marathon 2024 Ziel
Julia Mayer und ihre Freude über die Ankunft. Warum sie als Einzige aus dem Elitefeld mit einer langen Laufhose an den Start gegangen war, sollte sich flott erklären.
REUTERS/Lisa Leutner

Wien – An Tagen wie diesen wünscht sich niemand Unendlichkeit. Österreichs Rekordlerin Julia Mayer hatte auf den letzten Kilometern des 41. Vienna City Marathons sichtlich zu kämpfen und gab denn auch im Ziel zu Protokoll: "Es war eine zähe Partie. Ich bin wieder einmal mit meiner Periode gelaufen, schon die letzten zwei Tage waren zäh." Auch angesichts dessen, sagte sie, sei sie "ein richtig tolles Rennen gelaufen. Ich bin heute irrsinnig stolz auf meinen Körper." Auf der Schlussgeraden wich die Anspannung in ihrem Gesicht der Erleichterung, immer wieder formte sie mit ihren Händen ein Herz, um sich beim Publikum für die Unterstützung zu bedanken, lächelnd rannte sie ins Ziel vor dem Burgtheater.

In 2:31:25 Stunden kam Mayer (31) als Gesamtzehnte und zweitbeste Europäerin hinter der fünftplatzierten Lilia Fisikovici (Republik Moldau) an, genau das hatte sie sich vorgenommen. "Es ist", klammerte sie die körperlichen Umstände aus, "alles so aufgegangen wie erhofft." Auf Nazret Weldu aus Eritrea, die in 2:24:08 Stunden ihrer Favoritenrolle gerecht wurde, fehlten ihr mehr als sieben, auf ihren eigenen Rekord (2:26:43, Valencia) knappe fünf Minuten. Doch damit war zu rechnen gewesen, schließlich steht der absolute Saisonhöhepunkt erst am 11. August bei den Olympischen Spielen in Paris an. Auch bei den Männern war ein neuer Streckenrekord kein Thema, die Siegerzeit des Äthiopiers Chala Regasa (2:06:35) konnte sich aber sehen lassen. Mario Bauernfeind, Gesamt-15. in 2:14:19 Stunden, hängte als bester Österreicher den zweitbesten, Peter Herzog, um exakt siebzig Sekunden ab. Beide waren happy, vor allem auch Österreichs Rekordler Herzog, der nach einer zweijährigen Leidenszeit mit Verletzungen und Erkrankungen festhalten konnte: "Mit heute kann ich mich wieder Marathonläufer nennen."

"Regel gehört zu uns dazu"

Probleme wie jene, die Mayer zu meistern hatte, sind Bauernfeind, Herzog und allen Männern naturgemäß fremd. Bis vor wenigen Jahren blieb die Regel in der Regel auch so gut wie unbesprochen, das hat sich Gott sei Dank geändert. Die chinesische Schwimmerin Fu Yuanhui war nach einem missglückten Olympiarennen 2016 in Rio de Janeiro eine der Wegbereiterinnen, andere Sportlerinnen folgten, etwa auch die Skirennläuferinnen Michelle Gisin und Mikaela Shiffrin. Die zweimalige Weltmeisterin Elisabeth Görgl hielt in einem STANDARD-Interview fest: "Die Regel gehört zu uns dazu. Und natürlich kann man darüber sprechen. Es ist auch nicht verwerflich, weder für eine Sportlerin noch für einen Sportler, nach einer enttäuschenden Leistung zu sagen, dass man sich einfach nicht gut gefühlt hat."

Schon vor dem 41. VCM hatte Julia Mayer gemeint, dass ihr Wettkampfgewicht "Zyklus-abhängig extrem schwankt". Ihr ideales Wettkampfgewicht beziffert sie mit 47 bis 48 Kilogramm, doch in der letzten Zykluswoche bringe sie manchmal "fast zwei Kilogramm mehr" auf die Waage, und ihr Puls könne sich um bis zu zehn Schläge pro Minute erhöhen. Damit habe sie klarerweise schon im Training zu kämpfen, von Bewerben ganz zu schweigen. So hatte sich am Sonntag nach dem Marathon jedenfalls flott erklärt, warum Mayer als einzige aus dem Elitefeld mit einer langen Laufhose an den Start gegangen war." "Ich wollte mich einfach möglichst wohlfühlen."

Zeitpunkte im Zyklus

Im Marathon der WM 2023 in Budapest hatten Mayer auf den letzten Kilometern ganz ähnliche Probleme wie am Sonntag in Wien zugesetzt. Damals war sie richtiggehend überrascht worden, sie hätte mit ihren Tagen erst eine Woche später und gewiss nicht zwei Tage vor dem WM-Lauf gerechnet. "Normal bin ich eher später dran." Allerdings lief sie auch eines ihrer besten Rennen "zu einem eigentlich eher ungünstigen Zeitpunkt", nämlich am Zyklusende, das war am 24. April 2022 der Halbmarathon in Malaga. Aber alles ist relativ, den Rekord von damals (1:11:13) hat Mayer mittlerweile auch schon wieder verbessert. Die für sie und ihr Leistungsvermögen günstigste Phase wäre die Woche rund um den Eisprung. Da könne sie "laufen ohne Ende".

Am 11. August, im Olympia-Marathon in Paris, werde es "hormonell hoffentlich passen", sagt Mayer. Medikamentös in ihre Periode einzugreifen, um diese auf das Großereignis hin zu timen, kann sie sich nicht vorstellen. "Die eine perfekte Woche von vier Wochen", ist sie überzeugt, "kann ich nur haben, wenn ich auch die drei weniger guten habe." Jetzt steht jedenfalls eine Woche an, in der sie ruhiger treten wird, das kann dem Körper so oder so nicht schaden. Mayer will auch bei den Spielen unter den besten Europäerinnen landen, vielleicht sogar als beste ankommen. Der Vienna City Marathon hat ihr Selbstvertrauen gegeben. Ihre Leistung schätzt sie "fast gleichwertig" wie jene beim Rekordlauf in Valencia ein. Angesichts der Umstände. (Fritz Neumann, 22.4.2024)

Ergebnisse 41. Vienna City Marathon vom Sonntag:

Männer: 1. Chala Regasa (ETH) 2:06:35 Std. - 2. Bernard Muia (KEN) 2:10:42 - 3. Albert Kangogo (KEN) 2:10:44 - 4. Leonard Barsoto (KEN) 2:10:52 - 5. Cameron Avery (NZL) 2:10:53 - 6. Juan Pacheco (MEX) 2:11:42. Weiter: 15. Mario Bauernfeind (AUT) 2:14:19 - 19. Peter Herzog (AUT) 2:15:29

Frauen: 1. Nazret Weldu (ETH) 2:24:08 - 2. Faith Chepkoech (KEN) 2:26:22 Std. - 3. Rebbeca Tanui (KEN) 2:26:53 - 4. Jovana de la Cruz Capani (PER) 2:27:54 - 5. Lilia Fisikovici (MDA) 2:30:06 - 6. Shyline Torotich (KEN) 2:30:36. Weiter: 10. Julia Mayer (AUT) 2:31:25