Wien hatte keine Landeshymne. Bis jetzt.
Screenshot Stadt Wien/X

"Majestätisches Wien, in deinem Zauber verloren" – nein zurückgehalten haben sich die Macher der neuen Wien-Hymne sicher nicht, wenn es um blumige Sprache geht. Dazu ein paar kitschige Bilder, Klimt-Gold, Mozart-Statue, eh schon wissen, und fertig ist die Ode an die ansonsten noch hymnenlose Stadt. Doch das Stück kommt beim Publikum eher weniger gut an, wie zahlreiche Reaktionen im Netz zeigen.

Ein Social-Media-Gag

Besungen wird von einer autogetunten Männerstimme unter anderem der Donaukanal, der durch die Gassen fließt, und Türme, die sich im majestätischen Glanz erheben. Dass der Text einige kompositorische Schwächen aufweist, dürfte mit der Tatsache zusammenhängen, dass er vollständig mit ChatGPT erstellt wurde. Dieser Text wurde laut dem Video der Stadt Wien anschließend in den KI-Musikgenerator suno.ai eingefügt und heraus kam ein 1:26 Minuten langes "Lied" über den Donaukanal, den Stephansdom, das Schloss Schönbrunn und sehr viele Türme, denn die Stadt ist schließlich "stolz und erhaben".

Am Dienstag wurde das vollständig KI-generierte Werk schließlich auf den Social-Media-Kanälen der Stadt Wien veröffentlicht. Die Resonanz fiel dann eher durchwachsen aus. "Da wird die Milch sauer", schreibt eine Userin auf X, vormals Twitter. Den Social-Media-Gag fanden manche aber auch gar nicht zum Lachen: Warum man nicht echte junge Künstler mit dem Komponieren einer Hymne beauftragt, kritisierte eine Userin. An manchen schien die Ironie gänzlich vorbeigegangen zu sein: "Seids ma ned bös, aber des kann ned eicher Ernst sein", schrieb ein User auf X.

"Hm, drüben auf Tiktok finden's alle leiwand ...", antwortete der offizielle Account der Stadt Wien. Dort ist die Resonanz aber auch nicht wirklich besser, auch wenn sich auch einige positive Kommentare unter den Reaktionen finden. Auch auf Instagram sind die Reaktionen nicht wirklich besser. Immer wieder wird der deutliche bundesdeutsche Einschlag des Sängers kritisiert, das ist aber ein Problem, das solche Text-to-Speech-Systeme notorisch plagt.

Ob der Vorschlag des SPÖ-Rathausklubs angenommen wird und die Hymne künftig vor den Gemeinderatssitzungen gesungen wird, bleibt abzuwarten. Andere Userinnen und User schlugen vor, bestehende Songs über Wien zur Hymne zu erklären: Ganz hoch im Kurs scheinen Falcos "Ganz Wien" oder RAF Camora feat. Yung Hurn mit "Wien" zu stehen.

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RAF Camora

Auch wenn Wien keine offizielle Landeshymne hat, gilt doch der "Donauwalzer" mit dem Text von Franz von Gernerth und der Musik von Johann Strauß Sohn als zumindest inoffizielle Hymne. Woher diese Information stammt? Nun, die Landesverwaltung der Steiermark hat im Referat "Protokoll und Auszeichnungen" akribisch Buch über die einzelnen Landeshymnen geführt, vom "Hoamatgsang" in Oberösterreich bis zum "Andreas-Hofer-Lied" in Tirol. Dort findet man übrigens auch die Texte, falls man eine Musik-KI damit füttern möchte. (red, 18.4.2024)