Als der Iran in der Nacht vom 13. auf den 14. April Israel mit 170 Drohnen, 30 Marschflugkörpern und mehr als 130 Raketen beschoss, konnte der angegriffene jüdische Staat die beispiellose Attacke nicht zuletzt dank der Hilfe der Verbündeten beinahe ohne Schäden abwehren. Unterstützung erhielt Israel nicht nur von den USA, Großbritannien und Frankreich, sondern auch von muslimischen Staaten wie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die Aufklärungsdaten lieferten. Eine besondere Rolle kam jedoch Jordanien zu: Die massive Attacke der Islamischen Republik auf Israel bedeutete auch eine ebenso massive Verletzung des Luftraums des dazwischenliegenden haschemitischen Königreichs.

Jordanien, das immer wieder auch den israelischen Militäreinsatz gegen die islamistische Terrororganisation Hamas wegen der Folgen für die Zivilisten in Gaza kritisiert hat, verfolgt eine schwierige Flipfloppolitik. Obwohl Teheran Amman vor jeglichem Eingreifen zugunsten Israels warnte, öffnete das Land seinen Luftraum nicht nur für die Operationen US-amerikanischer und israelischer Kampfflugzeuge, die königlich jordanische Luftwaffe griff auch selbst ein und schoss iranische Drohnen ab – Berichten zufolge rund 20 Prozent der von der Mullah-Diktatur losgeschickten Fluggeräte.

Royaler Kampfeinsatz

Während Jordanien den Einsatz als Selbstverteidigung zum Schutz des Luftraumes definierte, sah sich die Regierung auch mit heftiger Kritik von Feinden Israels konfrontiert, da auf diese Weise der jüdische Staat beschützt worden sei. Ein im Internet gestreutes Gerücht hat das theoretische Potenzial, die Position Ammans diesbezüglich zu untergraben. Ausgerechnet ein Mitglied des Königshauses soll sich aktiv an den Abschüssen der iranischen Fluggeräte beteiligt haben. Prinzessin Salma, eine Tochter König Abdullahs II., soll persönlich iranische Drohnen abgeschossen haben – je nach Gerüchtequelle fünf oder sechs erfolgreiche Abschüsse.

Prinzessin Salma bint Abdullah hat eine Pilotenausbildung.
AFP/Jordanian Armed Forces/-

Militärische Karriere

Die Königstochter wäre theoretisch dazu in der Lage, schließlich hat sie offiziell eine Ausbildung als Kampfpilotin, die sie im Jahr 2020 abschloss, womit sie die erste Pilotin der jordanischen Luftstreitkräfte wurde. Im vergangenen Dezember war Salma auch an Abwürfen von Hilfslieferungen Jordaniens für Gaza beteiligt. Für einen nunmehrigen Einsatz gegen den iranischen Angriff gibt es jedoch offenbar keine einzige belastbare Quelle. In den sozialen Medien kursierte ein Screenshot einer angeblichen Meldung der Klatschpostille "Emirates Woman" vom 14. April, der die Prinzessin im Top-Gun-Stil im Fliegeroutfit vor einer Maschine der jordanischen Luftwaffe zeigt. Der Titel lautet "Prinzessin Salma von Jordanien hat Berichten zufolge über Nacht sechs iranische Drohnen abgeschossen". Das Problem dabei: Auf der Website von "Emirates Women" findet sich dieser Artikel nicht, jedoch ein anderer Text derselben Autorin, die am 10. April unter demselben Titelbild darüber schreibt, dass sich die Prinzessin viermal als die ehrgeizigste der jordanischen Royals erwiesen habe.

Bei den Abwürfen von Hilfslieferungen über Gaza war Prinzessin Salma im vergangenen Dezember offiziell beteiligt.
Bei den Abwürfen von Hilfslieferungen über Gaza war Prinzessin Salma im vergangenen Dezember offiziell beteiligt.
via REUTERS/JORDAN ARMED FORCES

Klare Antwort

Hat also nun die Prinzessin iranische Drohnen vom Himmel geholt? Zwar wäre dies für das frauenfeindliche Regime in Teheran (das just am Tag vor dem Angriff erneut hart gegen Frauen vorging, die gegen die unmenschlichen Kopftuchvorschriften verstoßen) eine zusätzliche Demütigung. Allerdings ist der Ursprung der Geschichte eine offensichtliche Fälschung – würde die Meldung faktisch stimmen, wäre kein Falsifikat nötig gewesen.

Mündigen Medienkonsumenten ist die Antwort aber sicherlich schon beim Lesen der Überschrift klar gewesen: Schließlich kann gemäß Betteridges Gesetz der Überschriften jede als Entscheidungsfrage formulierte Schlagzeile mit "Nein" beantwortet werden – andernfalls würde die Überschrift den Umstand als Faktum präsentieren. (Michael Vosatka, 16.4.2024)